Frank Gerbert über seine Motive und Ambitionen

Eine oder zwei Alpenüberquerungen sind ja schön und gut, doch warum haben Sie zehn unternommen?

Die erste war so toll, dass ich gleich den Entschluss zur zweiten fasste. Nach der dritten dachte ich: Jetzt ist aber mal gut … Und begann wenig später mit der Planung der vierten. Nach der fünften dachte ich: Jetzt machst du halt die Zehn voll!

Aber eine elfte wird es nicht geben?

Nun ja, die ersten fünf Etappen der elften habe ich schon hinter mir. Wenn Sie aber nicht mehr ganz jung sind, müssen Sie in jeder Saison erstmal testen, was noch geht. Vor allem: Bin ich noch trittsicher genug, um auf steilen Wegen gefahrlos abzusteigen?

Warum haben Sie erst mit Mitte 40 angefangen?

Tagestouren habe ich schon immer gemacht, Mehrtagestouren mir aber nicht zugetraut; der Rucksack erschien mir zu schwer. Aber an die etwa 10 Kilogramm kann man sich gewöhnen.

Ist eine Alpenüberquerung ein Abenteuer?

Ich bemühe mich, dass eine Alpenüberquerung NICHT zum Abenteuer wird. Ich plane die Etappen sehr genau, und bei Gewittergefahr oder sonstigem schlechten Wetter breche ich nicht auf. Ich gehe ja meistens allein, und habe meiner Frau versprochen, nicht in den Bergen zu sterben. Ein Restrisiko bleibt aber immer.

Statt von Abenteuern würde ich eher von erhebenden Gefühlen sprechen, die ich in den Alpen erlebe. Wenn sich auf einem hochgelegenen Passübergang auf einmal ganz neue Bergketten zeigen. Wenn Sie über Stunden in der Höhe ganz allein sind. Wenn die Gipfel erst umwölkt sind, und sich dann unverhüllt zeigen. Wenn Sie plötzlich von einer Herde von Steinböcken umringt werden …